27. Januar 1949: Treffpunkt Normaluhr Rheinlanddamm
Westfälische-Rundschau | 09.12.2004 | Von Rainer Wanzelius
Der erste Treffpunkt war am 27. Januar 1949 an der Normaluhr am Rheinlanddamm; rund einhundert Jazz-Fans kamen. Doch die reichhaltige, oftmals turbulente Geschichte des Jazz in Dortmund beginnt gar nicht erst mit dem damals gegründeten "Hot Club". Sie beginnt viel früher.
Mit dieser überraschenden Aussage warten die Autoren Uta C. Schmidt, Andreas Müller und Richard Ortmann in einem Jazz- und Dortmund-historischen Buch auf.
Schon die legendären "Fisk Jubilee Singers", die mit ganz am Anfang der Jazz-Geschichte stehen, gastierten in Dortmund - 1878 im "Kölnischen Hof", als das "sündige Dortmund" erst so richtig zu erwachen begann. Plakatiert war der Auftritt des Ensembles als "Concert der Jubiläums-Sänger (Emancipirter Sclaven)".
Es ist ein 256 Seiten plus eine CD dicker, reich bebilderter, 24.90 E teurer Band, dessen Inhalte Schmidt, Müller und Ortmann in langen Jahren zusammengetragen und formuliert haben: "Jazz in Dortmund. Hot - modern - free - new", soeben im Essener Verlag Klartext erschienen. Als Herausgeber tritt die Geschichtswerkstatt Dortmund in Erscheinung.
Der Bogenschlag führt von der Vorgeschichte des Jazz bis in seine Zukunft hinein. Nicht nur in die Zukunft im neun Jazzclub "domicil", der 2005 an der Hansastraße eröffnet wird. Unter dem Stichwort "Jazzeducation in Dortmund" wird auch beschrieben, wie der Jazz pädagogisch verankert ist in der Stadt.
"Jazz in Dortmund" ist, so seine Autoren, kein Anekdotenbuch. Es ist auch nicht eine nur-lokale Jazzgeschichte. Die Abhandlung ordnet den Jazz in Dortmund in die kulturellen - auch jugendkulturellen - Entwicklungen in Deutschland ein. Sie zeigt zugleich, dass es nicht nur dahingeredet ist, wenn Dortmund als "Metropole des Jazz" bezeichnet wird - sondern dass Dortmund dank ungezählter Initiativen und Einrichtungen und dank Förderung durch die Kulturpolitik und Engagement Einzelner wirklich zu einem Jazz-Zentrum gewachsen ist.
Die Fundamente für die heutige Kompetenz und Akzeptanz in Sachen Jazz wurden am Ende der NS-Zeit gemauert - von Jazz-Begeisterten wie Rolf Düdder, Jürgen Reimer, Margarete Majewski, Glen und Pit Buschmann, Günter Boas, Siggi Gerhardt, Hilbert Homberg, Horst Himsel, Bonny Schüten, Teddy Kurapkat, den Böschen-Brüdern und vielen anderen.
Und immer wieder der Name Düdder. Von dem Mitbegründer des "Hot Club" und späteren WR-Reporter entdeckten die Buch-Rechercheure im Darmstädter Jazz-Archiv in einer Kiste den unaufgearbeiteten Briefwechsel mit dem Frankfurter Jazz-Antreiber Olaf Hudtwalcker: Zu ihren Themen gehörten die Ernsthaftigkeit und der Unterhaltungswert ihrer Musik: Darf zum Jazz getanzt werden?
Ein paar Fragen bleiben ungeklärt: Wo ist das Original des Gästebuchs des "Hot Club" geblieben - in das sich immerhin auch Duke Ellington eingetragen hat? Irgendjemand hat es. Nur: wer?
Der neuen Veröffentlichung beigelegt ist eine CD, die Dortmunder Jazz-Tondokumente enthält.
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WR vom 10.12.04
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